Kreatives Schreiben – Wolkengeschichten
Wir sind jeden Tag von ihnen umgeben, ihre Formen und Farben sind vielfältig und interessant. Wolken laden nicht nur Kinder zum Träumen und Fantasieren ein. Im Rahmen der Recherche und Erarbeitung des Themas „Wolken“ waren wir überrascht, wie viel Spaß es auch uns Erwachsenen macht, hinauf in den Himmel zu sehen und die unterschiedlichsten Wolkenformen zu betrachten, ihren Bewegungen zu folgen, Fantasiewesen zu entdecken und Geschichten zu fabulieren. Wolkenbetrachtung regt die Fantasie an, erzeugt viel Freude und lädt zum Austausch von Geschichten ein. Vor diesem Hintergrund eignen sich Wolken hervorragend als Erzähl- und Schreibimpuls in der Grundschule, da sie die Fantasie der Kinder unmittelbar ansprechen und sich in ihnen eine unerschöpfliche Vielfalt an Geschichten verbirgt.
Unterrichtsidee: Wolkengeschichten
Wolken faszinieren nicht nur durch ihre Formen und Farben, sondern regen auch die Fantasie und das Erzählen an. Die nachfolgende Unterrichtsidee ist für den Deutschunterricht der Klasse 3/4 erdacht, lässt sich aber auch problemlos für den Unterricht in Klassenstufe 1/2 adaptieren. Sie wird hauptsächlich dem Lernbereich „Für sich und andere schreiben“ zugeordnet und kann fachübergreifend (SU, Kunst, Musik) umgesetzt werden (vgl. → Erklärvideo Wolkenbilder im Kunstunterricht).
Im Zentrum der Unterrichtsidee steht der kreative Schreibprozess, der durch die Beobachtung von Wolken angeregt wird. Die Kinder lernen, ihre Wahrnehmungen in Worte zu fassen und entwickeln dabei ihre Schreibfähigkeiten weiter.
Ziel ist es, durch den kreativen Schreibanlass einen emotionalen Zugang zum Schreibgegenstand herzustellen. Dabei wird das kindliche Bewusstsein für Naturphänomene und das Interesse an der Umwelt aufgegriffen. Dabei stehen Fantasie, Motivation und Schreibfreude im Mittelpunkt. Das Schreiben von Wolkengeschichten führt dabei zu einer subjektiv bedeutsamen Erfahrung mit Sprache.
siehe auch:
Vorgehen
Möglichkeiten zur Einstimmung
Wenn es das Wetter zulässt: gemeinsame Wolkenbetrachtung / Wolkenbeobachtung (vgl. → Wetterbeobachtung).
Austausch zu:
- Formen
- Farben
- Bewegungen
- Veränderungen
Gesprächsimpulse:
- Diese Wolke gefällt mir besonders gut, weil …
- Diese Wolke ist besonders lustig, denn …
- Diese Wolke wirkt auf mich fröhlich/ traurig / eigenartig (…), da …
- Diese Wolke passt zu mir, weil …
- Faszinierend an der Wolke finde ich, dass …
- Die Wolke erinnert mich an …
Präsentation von Bildern der Wolkenkartei im gemeinsamen Sitzkreis (vgl. → Bildergeschichten, → Knopfgeschichten, → Fantasietiere). Austausch und Gesprächsimpulse: siehe oben
Einstieg über ein Buch, z.B. „Wolkenbrot“ (Klasse 3/4), „Das Wolkenschaf“ (Klasse 1/2)
Vorbereitung: Wörtersammlung
- gemeinsame Wörtersammlung „Wolken“ an der Tafel: „Wie können Wolken sein?“ (Adjektive) → eine erste Wörtersammlung entsteht: z.B. rund, weiß, grau, weich, schön, hell, dunkel, … (vgl. → Gedichte, → Frühlingselfchen, → Stufengedichte, → Mama Maus)
- Impulse der Lehrkraft für eine vielfältige Wörtersammlung: „Wie können die Wolken noch sein?“ z.B. fluffig, eckig, wunderschön, furchteinflößend, beruhigend, verschwommen, zart, …
- einige Kinder verwenden bei ihrer Beschreibung Vergleiche oder Metaphern / Personifizierungen, die ebenfalls an der Tafel notiert werden sollten, z.B. „Die Wolke ist wie ein kleines weiches Schäfchen“ oder „Die Wolke tanzt fröhlich über den Himmel“
Mögliche Arbeitsaufträge
- Wähle eine Wolke aus der Wolkenkartei aus. Beschreibe sie in Sätzen. Verwende viele spannende Wörter aus unserer Wörtersammlung.
- Wähle eine Wolke aus der Wolkenkartei aus. Erfinde eine Wolkengeschichte dazu. Diese Fragen können Dir dabei helfen: Was siehst Du in der Wolke? Woher kommt sie? Wie ist sie entstanden? Wem ist sie begegnet? Was hat sie auf ihrer Reise erlebt? Wie endet deine Wolkengeschichte?
- Wo hast Du schon einmal eine besondere Wolke gesehen? Wie sah sie aus? Schreibe Deine Erinnerungen auf.
Wolkenkartei
Wolkengeschichten-WolkenkarteiWolkenkartei mit Bildimpulsen (Wolkenbilder) zum kreativen Schreiben. Die Bilder können ausgedruckt werden oder von den Kindern auf einem Tablet oder der interaktiven Tafel ausgewählt werden (→ vgl. Medienbildung).
Arbeitsphase / Schreibphase
Die Kinder bearbeiten eigenständig ihren Arbeitsauftrag.
Überarbeitung
Die Überarbeitung erfolgt kooperativ als (Recht-)Schreibkonferenz:
- gemeinsam im Kreis oder
- angeleitet (z.B. Text an Tafel heften, Mitschülerinnen und Mitschüler kontrollieren) oder
- als individuelles gegenseitiges Helfen (freie Partnerwahl)
Mögliche Kriterien für die Überarbeitung:
- Überschrift
- abwechslungsreiche Satzanfänge
- treffende Adjektive
- interessante Beschreibungen
- vollständige Sätze und Satzzeichen
- richtige Schreibung
Mögliche Hilfsmittel:
- Mitschülerinnen und Mitschüler
- Wörterbücher
- Internet
- Lehrperson
Schließlich erfolgt ein Abschreiben des überarbeiteten fertigen Texts und eine passende Gestaltung.
Präsentation
- Vorlesen vor der Klasse oder in einer kleinen Gruppe (z.B. der Schreibkonferenzgruppe)
- Ausstellung der gestalteten Texte im Klassenzimmer
Hinweise
Das Verfassen von Wolkengeschichten kann zu Schuljahresbeginn das Anknüpfen an Sommerferienerlebnisse unterstützen (vgl. → Komplexe Leistung: Sommerferien).
Darüber hinaus kann die Wolkenbilderkartei auch als Reflexionsmethode in weiterführenden Schulen, in Seminaren oder Fortbildungen eingesetzt werden und als bildgestützter Gesprächsanlass dienen (z.B. „Diese Wolke passt zu mir / meinen Vorstellungen / meinen Erfahrungen (…), weil …“).
Wolkenbilder im Kunstunterricht: Erklärvideo
Eine Wolkengeschichte
Eine Wolke geht auf die Reise
Ich möchte euch von einer besonderen Wolke erzählen. Eines Tages ist im Morgengrauen diese kleine Wolke über der Elbe in Dresden entstanden. Sie hieß Cumulus und sah aus wie ein Schäfchen. Sie ist über viele Länder und Kontinente gereist: zum Beispiel Italien, Spanien oder Indien, aber auch Afrika. Sie hat fröhliche Menschen gesehen, aber auch traurige. Einmal formte sie sich zu einer Zuckerwatte und einmal zu einem Fuß und da mussten die Menschen lachen. Einmal vergaß sie, sich zu verwandeln, und war halb Schäfchen und halb Baum. Da musste sie selber lachen.
Sie wollte nach Australien fliegen. Der Flug war sehr lang. Als sie ankam, rief sie: „Oh nein, hier ist ja viel Feuer!“ Sie ließ es regnen und löschte eines der Feuer. Unterwegs sah sie viele Kängurus und Koalas, aber auch Haie und einen riesigen Blauwal. So einen hatte sie noch nie gesehen.
Über dem Meer traf sie viele andere Wolken. Sie sagten: „Wir wollen es donnern lassen.“ Doch Cumulus wollte nicht und flog weiter. Hinter dem Berg Uluru fand sie Schutz vor dem Krach. Das ist der heilige Berg der Ureinwohner Australiens, der Aborigines.
Eines Tages traf die Wolke eine andere Wolke mit dem Namen Cirrus. Sie war die netteste und mutigste Wolke überhaupt und sie sah aus wie eine wunderschöne Feder. Sie war schon über die ganze Welt gereist und hatte in jedem Land mindestens 5 Freunde. Zusammen flogen die beiden über die Welt und dachten sich die schönsten Wolkenformen aus, die sie an den blauen Himmel zaubern konnten, um die Menschen glücklich zu machen. Dabei wurden sie Freunde.
Sie flogen immer höher und weiter. Und wenn sie sich nicht aufgelöst haben, dann fliegen sie noch heute. Und wenn du in den Himmel schaust, siehst du sie vielleicht noch als Schäfchen, Feder, Zuckerwatte oder Fuß, die dich zum Lachen bringen.
(M., Klasse 3)
Judith Köhler & Andreas Grajek
Grafik „Wolken“ zarttonx81
Fachübergreifendes Lernen auf Schulimpulse:
Letzte Aktualisierung: 9. Juni 2024